7.8.
Am nächsten Morgen dann der Schock: es regnet – ein Novum unseres Norwegen-Aufenthaltes! Eigentlich wollten wir heute noch schnell in den Fjord springen, das Zelt einpacken, Trondheim anschauen und unsere Tour in Richtung Geiranger fortsetzen… Da wir keine Lust haben im strömenden Regen ein klitschnasses Zelt einzupacken, beschließen wir uns dazu, wie einige andere Camper ebenfalls, einfach noch nen Tag auf dem Platz zu bleiben, da es wettertechnisch eigentlich nur besser werden kann.
Gegen 12 h fahren wir dann mit dem Auto nach Trondheim und wundern uns über die 17 Kronen, die die Trondheimer für 1 h parken von uns haben wollen. Wir füttern schweren Herzens den Parkautomat und schauen uns das Städtchen an. Die Kathedrale ist beeindruckend, aber auch die bunten Holzhäuschen haben ihren Charme.

Kathedrale in Trondheim

Kathedrale in Trondheim

Trondheim ist ne schöne Stadt – bei Sonne bestimmt noch schöner als bei Regen! Als wir alle touristischen Highlights abgeklappert haben, erledigen wir noch ein paar notwendige Dinge (Geld wechseln, Postkarten kaufen, emails checken (für 20 Kronen die halbe Stunde) und fahren dann verrichteter Dinge wieder auf den Campingplatz zurück! Hier richten wir es uns im Zelt gemütlich ein, kochen ein Süppchen (denn es ist mittlerweile selbst im Zelt ziemlich nasskalt…) und schreiben Postkarten. Morgen soll es auf alle Fälle weiter gehen, egal was das Wetter macht!
Da der Holländer heute leider weitergefahren ist, machen wir uns gegen Abend daran, unsere eigenen Alkoholvorräte zu dezimieren, was das Regenwetter gleich erträglicher macht!
 
8.8.
Es hat sich gelohnt zu warten! Es scheint zwar nicht die Sonne, aber es gibt nur noch leichten Nieselregen! Ja, verehrte Leser, in Norwegen freut man sich noch über Nieselregen, zumindest wenn man gerade dabei ist sein Zelt abzubauen! Außerdem können wir uns wettertechnisch insgesamt nicht beklagen! Die ersten Tage waren viel schöner, als alles was wir uns jemals erhofft hätten…
Also, Zelt noch leicht feucht zusammengepackt und gegen 10 h den Abzocker-Platz bei stärkerem Regen (wir freuen uns früh aufgestanden zu sein) in Richtung Alesund verlassen, unserem nächsten Ziel! Die Jugendstilstadt Alesund ist theoretisch gar nicht weit von Trondheim entfernt – theoretisch weil man in Norwegen echt auf keiner Straße schnell vorankommt - und so wird uns relativ schnell klar, dass wir es ohne Stress kaum schaffen werden bis Alesund zu kommen. Macht aber nix, wir haben ja Zeit!

Traumlandschaft zwischen Trondheim und Andalsnes

Und außerdem wollen wir heute noch die legendären Trollstigen bezwingen – das sind 13 Serpentinen, die auf unglaubliche Art und Weise in eine Felswand gebaut wurden. Zu allem Überfluss ziehen zwei traumhafte Wasserfälle links und rechts der Trollstigen ins Tal und wir freuen uns schon auf dieses Highlight! Auf dem Weg zu den Trollstigen reißt der Himmel auf (witzigerweise war es ein Jahr zuvor bei Jan und Andi ganz ähnlich) und wir erreichen die atemberaubende Straße bei Traumwetter! Wir schleichen die Serpentinen nach oben und genießen die traumhafte Aussicht! Oben angekommen wandern wir noch ca. 500 m zum Aussichtspunkt, von wo aus man noch einmal einen tollen Ausblick auf die beiden Wasserfälle und auf die gesamte Straße hat!

Die Trollstigen

oben angekommen

Wir lassen die Trollstigen hinter uns und fahren auf der anderen Seite wieder den Berg runter in Richtung Valldal. Da es mittlerweile schon  19 h ist, wollen wir uns bald einen Campingplatz suchen, was allerdings aufgrund der massentouristisch ausgerichteten Campingplätze bei Valldal gar nicht so einfach ist. Wir fahren drum noch ein Stückchen weiter in Richtung Alesund und schlagen unser Zelt schließlich in Stordal, einem kleinen Örtchen direkt am Storfjord auf. Der Campingplatzbesitzer empfängt uns gerade noch rechtzeitig gegen 19.45 h (um 20 h macht er die Rezeption dicht) und wir bauen unser Zelt (übrigens das einzige auf diesem Platz) zwischen lauter Dauercampern und der ansässigen Schwerindustrie auf. Na ja, ist ja nur für eine Nacht! Die Abendsonne lacht über den Bergen und so trocknet unser feuchtes Zelt schnell wieder! Noch schnell gekocht (Thunfischspaghetti mit Rezept vom verrückten Holländer) und ab ins Bett, war schließlich ein anstrengender Autotag mit vielen Kilometern!

Camping in Stordal

9.8.
Und es regnet wieder! Für uns völlig unverständlich, denn am Abend zuvor war strahlend blauer, wolkenloser Himmel! Aber was soll’s. Auch heute nieselt es zum Glück nur leicht, so dass wir das Zelt nicht patschnass sondern immerhin nur bügelfeucht ins Auto packen und gegen 11 h und nach einer Runde Trampolinspringen die Fahrt in Richtung Alesund fortgesetzt werden kann. Jetzt sind es nur noch 56 km und die packen wir in  einer guten Stunde! In Alesund angekommen freuen wir uns über die moderateren Parkplatzpreise ( 1 Stunde kostet hier nur 12 Kronen) und wir besteigen bei leichtem Nieselregen den Aksla, einen Aussichtshügel, den man entweder bequem per Auto oder unbequem, dafür aber sportlich so wie wir, über 418 Stufen erreichen kann. Oben angekommen sind wir kaputt, aber glücklich, denn man genießt wirklich eine Wahnsinnsaussicht über die Stadt, die auf drei Inseln gebaut wurde!

Alesund vom Aksla aus

Nachdem wir während des Abstieges schmerzhaft an die Anwesenheit unserer Kniescheiben erinnert werden, sind wir froh uns wieder auf ebenem Gelände zu befinden und ein bisschen durch das schmucke Städtchen zu spazieren. Alesund wurde nach einem Brand komplett neu im damals modernen Jugendstil aufgebaut und die Farbenpracht und die Malereien auf den Fassaden sind einmalig. Als wir so herumspazieren, wird uns aufgrund der herumstehenden Fischerboote schnell klar, dass es einfach sein dürfte in Alesund frischen Fisch zu kaufen (ansonsten war dies im restlichen bisher bereisten Norwegen durchaus ein schwieriges Unterfangen, da der Norweger an sich sich seinen Fisch einfach selber angelt). So erstehen wir wenig später an einer Fischtheke zwei große Stücke Lachsfilet und wir freuten uns! Desweiteren nutzen wir unseren kleinen Ausflug nach Alesund dazu nochmal das Auto vollzutanken (unsere bisherige Erfahrung lehrte uns, dass Benzin / Diesel in der Nähe von Städten teils bis zu einer Krone billiger sein kann, als in vom Tourismus geprägten Fjordgebieten) und unsere Lebensmittelvorräte aufzufrischen, bevor wir die Fahrt in Richtung Geiranger fortsetzen. Wir fahren nochmals auf derselben Straße zurück in Richtung Valldal, vorbei an Stordal und setzen mit der Fähre in Linge über, um über die Bergstraße Nummer 63 zum Geirangerfjord zu gelangen. Wir haben Glück und der Himmel reist etwas auf, als wir die Serpentinen hinunterfahren. So haben wir Gelegenheit ein paar einmalige Bilder vom Geiranger von oben zu schießen.
Unten angekommen schlagen wir unser Zelt – kein Witz: 1 m vom Fjord entfernt- auf dem Campingplatz Geirangerfjord Feriesenter auf. Der Platz kostet 135 Kronen pro Nacht und die Sanitäranlagen sind sauber, so dass wir diesen Platz mit seiner Traumlage jedem weiterempfehlen können. Auch dieser Platz befindet sich – wie der Platz der Jungs, die schätzungsweise auf dem Nachbarplatz ihr Zelt 4 m vom Fjord entfernt ;-) <- wir sind näher dran! aufschlugen – am Fuße der Serpentinenstraße ca. 2 Autominuten vom Geiranger-Ort entfernt, was aber nicht weiter schlimm ist, da der „Ort“ lediglich eine Anhäufung von Souvenirläden darstellt. Kreuzfahrtschiffe hat man allerdings auch hier direkt vor der Nase. Nachdem heute drei da waren, sollen die nächsten beiden Tage aber keine mehr kommen. Wir freuen uns, denn die Abgaswolken der Schiffe entziehen dem ansonsten traumhaften Fjord ein bisschen seinen Zauber.

Unser Zelt direkt am Geiranger-Fjord

Kreuzfahrtschiffe direkt vor dem Zelt

Es gelingt uns gerade noch das Zelt aufzubauen, als auch schon der nächste Schauer naht und uns dazu zwingt das Lachsfilet - das wir aufgrund mangelnder Kühlmöglichkeit und wegen Markus Appetit unmöglich noch einen Tag länger aufheben können – im Zelt zuzubereiten. Als Beilage gibt es frischen Blattspinat in einem Weißwein-Sahne-Sößchen, Naturreis und Eisbergsalat mit Rucola. Die Zubereitung dieses Essens erfordert eine genaue Einsatzplanung der zur Verfügung stehenden Kochgerätschaften und Herdplatten. Es gelingt schließlich und das Zelt stinkt bis ins letzte Eck nach Fisch (Anm.: auch noch 2 Tage danach!), das macht uns aber nichts und wir lassen uns das Essen schmecken! Das Zelt hält dicht, der Regen lässt uns kalt und wir schlafen zufrieden ein!